Retriever sind Jagdhunde

Viele Leute haben einen Retriever weil sie ein hervorragendes Wesen haben und Kuschelhunde sind……
So denken viele, deshalb möchte ich hier eine kleine Vorstellung dieser Hunde schreiben.

Es gibt sechs Retriever Rassen, Chesapeake Bay-, Nova Scotia Duck Tolling-, Curly Coated-, Flat Coated Retriever, die bekanntesten sind der Labrador Retriever und der Golden Retriever.

Die Hunde werden überwiegend für die Arbeit nach dem Schuss: Apportieren, Schleppe und Schweißarbeit eingesetzt.

Zu den Arbeiten nach dem Schuss gehört neben dem Apportieren von Wasserwild auch das Suchen und Apportieren von Hase, Kaninchen oder Fuchs. Der Jagdhund wird immer dann zum sogenannten „Verlorensuchen“ und „Bringen“ eingesetzt, wenn das geschossene Wild nicht mehr gesehen wird oder  für den Jäger in unerreichbarem Gelände liegt.
Die „Königsdisziplin“ ist das Einweisen, Voran, Abstoppen, rechts, links schicken und dem Hund mit einem bestimmten Pfiff zum suchen an dieser Stelle aufzufordern.
 Ein weiterer bedeutender Einsatzbereich des Jagdhundes ist die sogenannte Schweißarbeit. Diese Aufgabe des Jagdhundes heißt nicht nur deswegen Schweißarbeit, weil der Hundeführer nach getaner Arbeit meist schweißgebadet ist, sondern weil es sich hier um die Verfolgung der mit Schweiß – so nennt der Jäger das Blut von Wildtieren – versehenen Spur verletzen Wildes handelt, um das verletze Wild zu finden.
Retriever sind aber auch für die Arbeit vor dem Schuss: Suchen, Buschieren und Stöbern, sehr gut einsetzbar.
Bei der Suche arbeitet der Hund in der Regel mit Sichtkontakt zum Jäger in nicht sehr weiter Entfernung zu ihm. Der Hund sucht dabei eine zugewiesene Fläche systematisch und planmäßig ab. Eine weitere Arbeit vor dem Schuss ist das Buschieren. Beim Buschieren sucht der Hund vor dem Jäger im Abstand von rund 30 Metern, der sogenannten Flintenschussentfernung. Diese Art des Jagens mit dem Hund wird im Wald oder auf dem Feld praktiziert. Der Hund soll dabei ebenso wie bei der Suche planmäßig vorgehen und sich leicht, ohne viele Kommandos lenken lassen.

Die hohe Bereitschaft, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten, machen Retriever für mich zu einem hervorragenden Jagdbegleiter.

Ebenfalls im Wald, aber auch im Schilf wird der Jagdhund zum Stöbern eingesetzt. Die Aufgabe des Jagdhundes ist es hier, ein Stück Wald/Schilf selbstständig nach Wild zu durchsuchen.
Um den Jagdhund Retriever sinnvoll zu beschäftigen und Geistig auszulasten, auch wenn er nicht jagdlich geführt wird, gibt es das sogenannte Dummytraining.
Beim Dummytraining werden Hunde im Gelände zum Apportieren  ausgebildet.
Damit bei der Hundeausbildung auf totes oder gar lebendes Wild verzichtet werden kann, wird mit Dummys gearbeitet. Diese bestehen meist aus Segeltuch- bzw. Canvasstoff-Säckchen, die mit Kunststoffgranulat gefüllt sind.
In der Zwischenzeit hat sich diese spezielle Art der Ausbildung zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt, die zwar immer noch den Grundgedanken der Jagdausbildung verfolgt, aber von vielen aus rein sportlichen Gesichtspunkten betrieben wird. Durch wechselndes Gelände und unterschiedlichste Apportieraufgaben ist dies eine sehr anspruchsvolle, interessante und abwechslungsreiche Arbeit für den Hund, die ihn körperlich und geistig fordert. Das gute Zusammenspiel zwischen Hundeführer und Hund sind die Basis jeder erfolgreichen Dummyarbeit.
Die gesamte Dummyarbeit baut auf den drei Grundpfeilern Markieren, Suchen und Einweisen auf.
Um die Hunde auf die jagdliche Praxis vorzubereiten, können viele Ausbildungsschritte anhand von Dummys als Wildersatz erlernt werden. Es ist standardmässig 500g schwer und schwimmt auch auf dem Wasser. Wird das Dummy mit einem speziell ausgerüsteten Schiesswerkzeug abgeschossen (dem Dummy-Launcher), fliegen die Dummys über eine große Distanz. So kann der Effekt des «nach dem Schuss» nachgestellt werden.
Das Dummytraining wurde zunächst in England als Vorbereitung des später jagdlich eingesetzten Retrievers durchgeführt. Inzwischen hat sich die Dummyarbeit bis zu einem gewissen Grad verselbstständigt und bietet somit auch den Nichtjägern eine art- und rassegerechte Beschäftigungsmöglichkeit.

Als Jagdgebrauchshund dürfen die wenigsten Hunde arbeiten, auch wenn sie entsprechend veranlagt sind.

Auch für den jagenden Retrieverbesitzer oder andere Jagdhunderassen ist sie eine interessante Alternative um den Hund langfristig auf einem hohen Ausbildungsstand zu halten. Der Einsatz von Wild zu Ausbildungs- und Prüfungszwecken kann damit minimiert werden, was für die Akzeptanz der Jagdhundeausbildung in der Öffentlichkeit eher förderlich wirkt. Einschränkend ist hierbei festzustellen, dass zwar nicht alle wichtigen Qualitäten eines guten Jagdhundes anhand von Dummys getestet werden können, aber doch viele wichtige Ausbildungselemente damit prüfbar sind. Für den Nichtjäger ist die «Dummyarbeit» eine wunderbare und für den Hund wertvolle Beschäftigungsmöglichkeit , welche die jagdliche Arbeit des Apportierens nach dem Schuss nachempfindet.
Menschen mit Prüfungsambitionen, können mit ihrem ausgebildeten Retriever an Dummyprüfungen und an Workingtests teilnehmen.
Diese Tests dienen auch als Vorbereitung für den jagdlichen Einsatz. Es gibt keine speziellen Prüfungsordnungen dafür, vielmehr werden Jagdsituationen nachgestellt. Je nach Beschaffenheit des Geländes, gestaltet der Richter die Aufgaben selbst, was vom Hund einiges an Können und Flexibilität verlangt.

Steadiness/Standruhe
Der Hund soll ruhig und konzentriert neben seinem Hundeführer warten, während Dummys geworfen werden.
Er soll nicht fiepen oder winseln und nicht ohne Aufforderung loslaufen (das nennt man “einspringen”).
Markieren
Der Hund soll sich die Flugbahn des Dummys und die Fallstelle(n) merken, möglichst schnell in gerader Linie in das Fallgebiet laufen, das Dummy aufnehmen und bringen. Findet er es nicht sofort, soll er selbständig im Fallgebiet suchen.
Einweisen
Wenn der Hund nicht die Möglichkeit zum Markieren hatte, der Hundeführer aber den Bereich kennt, in dem sich das Dummy befindet, muss er seinen Hund einweisen. Mit Hilfe der Stimme oder Pfeife und Handzeichen dirigiert er den Hund direkt ins Fallgebiet (voran, rechts/links, zurück ), wo dieser dann auf Kommando suchen muss.
Verlorensuche
Bei der Verlorensuche wird der Hund in ein bestimmtes Gebiet geschickt, welches er systematisch, konzentriert und selbstständig absuchen soll. In diesem Gebiet liegen ein oder mehrere Dummys, deren Auslegen er nicht beobachten konnte.

Dummyprüfungen
Angeboten werden die Prüfungen vom GRC (Golden Retriever Club), DRC ( Deutscher Retriever Club) und LCD (Labrador Club Deutschland).

Braucht man für die Prüfungen einen Jagdschein? 
Nein, für die Dummyprüfungen und Working Tests nicht, nur für die Jagdlichen Prüfungen, ausser bei der JP/R (Jugendprüfung Retriever) und bei der BLP (Bringeleistungsprüfung), da reicht bei der JP/R „aus Züchterischen Gründen“ anzugeben und bei der BLP reicht eine vorhandene Zuchtzulassung.

Für das jagdliche Training und als Freizeitbeschäftigung ist der Dummy ein ideales Werkzeug. Auch wenn für viele Retrieverführer diese Beschäftigung mit Dummy’s mittlerweile zu einem wahren Sport mutiert ist.

Die verschiedenen Dummyprüfungen
Als Arbeitsprüfungen werden Dummyprüfungen mit einem vorgegebenen Aufgabenrahmen und Workingtests mit frei gestaltbaren Aufgaben angeboten.

Arbeitsprüfung mit Dummies (APD/R) in der Klasse A (Anfänger)
Es werden folgende Aufgaben verlangt:

  • Einzelmarkierung an Land ca. 50 m
  • Wassermarkierung ca. 50 m
  • Verlorensuche
  • Appell und Memory

Arbeitsprüfung mit Dummies (APD/R) in der Klasse F (Fortgeschittene)
Es werden folgende Aufgaben verlangt:

  • Doppelmarkierung, beide ca. 80 m
  • Verlorensuche
  • Einweisen auf ein NICHT für den Hund sichtig ausgelegtes Dummy ca. 80 m
  • Standruhe in Verbindung mit Markieren (Walk Up)

Die Führer einer Gruppe (mindestens 3, maximal 6 und nicht mehr als 4 Gespanne pro Richter) gehen mit ihren unangeleinten Hunden in einer geraden Linie durch ein Gelände geringer Deckung.
Nach erfolgtem Schuss bleiben Führer und Hunde stehen, und ein Dummy wird vor die Führerlinie geworfen.
Auf Anweisung des Richters wird ein Hund zum Bringen geschickt, während die nicht arbeitenden Hunde ruhig bei ihren Führern warten.
Der Vorgang wiederholt sich unter ständigem Vorrücken der Gespanne und Werfer bis alle Hunde zum Einsatz gekommen sind.

Arbeitsprüfung mit Dummies (APD/R) in der Klasse O (Offene)
Es werden folgende Aufgaben verlangt:

  • Doppelmarkierung, beide meist ca. 100-120 m
  • Standtreiben
  • Einweisen in ein Suchengelände, auf ein NICHT für den Hund sichtig ausgelegtes Dummy meist ca. 100-120 m
  • Standruhe in Verbindung mit Markieren (Walk-Up)
Ein gut ausgebildeter Jagdgebrauchshund kann auch im heutigen Dummysport mithalten. Obwohl dessen Ausbildung viel umfassender ist, als die des Dummysporthundes.

Working Test
WTs gibt es als Einzel-Wettbewerbe und als Team Wettbewerbe mit 3 Hundeführern und Hunden im Team.
Es gibt jedes Jahr den German Cup, was die Deutsche Meisterschaft ist und den IWT (Internationaler WT) was einer Europameisterschaft entspricht. Diese WTs finden als Teamwettbewerbe statt und man darf dort nur mit Hunden aus der O Klasse starten, dementsprechend schwer sind die Aufgaben.
Die Aufgaben sind von den Richtern frei gestalt- und kombinierbar.

Dieser Text ist von Marion Thäle – www.jagd-dummyarbeit.de